13.6.2024
Neulich auf Instagram: „Das wahre Geschenk, wenn wir ein Ziel erreichen, ist nicht das Ergebnis, sondern die Person, die wir dabei werden.“
Eine ungünstige Sichtweise, wie ich finde. Ungünstig deshalb, weil die Autorin bzw. der Autor eine Verbindung unserer Ergebnisse mit uns als Person, als Mensch, herstellt. Machen wir es an einem Beispiel konkreter:
Du bist Verkäufer*in und machst im Jahr 1 Mio. € Umsatz. Dein Ziel für das nächste Jahr sind 1,5 Mio. € Umsatz. Das Jahr ist zu Ende und du hast dieses Ziel erreicht. Was sagt das über dich aus? Nichts. Das Ergebnis sagt nur etwas über Bedingungen aus, die du erfüllt hast. Augenscheinlich kanntest du die Bedingungen für 1,5 Mio. € Umsatz UND hast sie auch erfüllt. Du bist immer noch Verkäufer*in. Deine Ergebnisse sagen nichts über dich als Mensch aus.
Das gilt übrigens auch, wenn du das Umsatzziel nicht erreicht hast. Vielleicht kanntest du die Bedingungen für 1,5 Mio. € gar nicht oder du warst nicht bereit, sie zu erfüllen. In diesem Fall könnte die spannende Wozu-Frage, also die Frage nach der dahinter liegenden Absicht, lauten: „Wozu kläre ich Bedingungen für meine Zielerreichung nicht?“ Oder: „Wozu erfülle ich Bedingungen nicht?“ Was auch immer da wirkt - es hat nichts mit dir als Mensch zu tun, sondern nur mit deinen innersten Überzeugungen, deinen wirkenden Absichten, die dir in der Regel nicht sofort zugänglich sind. Dein Verstand, der für dein Überleben zuständig ist, hielt es für sicherer, deinem Ziel, deinem Willen, deiner deklarierten Absicht (1.5 Mio.€ Umsatz) im Verborgenen entgegenzuwirken. Du hast mit 1 Mio. € überlebt. Wer weiß, ob das mit 1,5 Mio. € auch so wäre. Also bleib in deiner Sicherheitszone, in deiner Höhle. Da kennst du dich aus, da ist es sicher und vertraut. Wie man 1 Mio. € macht, weißt du ja.
Wenn du den Zusammenhang zwischen dir als Mensch - deinem Sein - und deinen Ergebnissen herstellst, mag sich das beim Erreichen deiner Ziele gut anfühlen, aber was schlussfolgerst du, wenn es nicht so läuft wie geplant? Dass du ein Looser BIST?
Unser Überzeugungssystem ist sehr komplex und gleichzeitig sehr individuell. Es bildet sich aus unseren Bewertungen über Ereignisse und Ergebnisse in unserem Leben. Da spielen auch gesellschaftliche Einflüsse eine Rolle. Es ist ein Unterschied, ob wir unseren Kindern sagen: „Du hast eine schlechte Mathe-Zensur“ oder „Du BIST schlecht in Mathe“. So eine Botschaft ist direkt an das SEIN eines Menschen adressiert und wirkt sich auf den Identitätskontext aus, auf das, was wir - in den Tiefen unseres Unterbewusstseins verborgen - wirklich über uns denken. „Kind, was willst du denn mal werden?“ ist auch so ein unbedacht daher gesagter Satz, der signalisiert, dass ich noch gar nichts bin, sondern erst noch werden muss.
Wir sind nicht unsere Ergebnisse. Wir haben sie. Und wir sind auch nicht unser Körper. Wir haben einen Körper - zum Glück, sonst wären wir unvollständig. Mensch sein bedeutet die Symbiose aus Körper, Geist und Seele. Mit Ergebnissen wie Umsatz, Geld auf dem Konto, einem großen Haus und einer „fetten Karre“ hat das Mensch SEIN gar nichts zu tun.
Übrigens nur so am Rande: Ergebnisse sind eine Folge von Absicht, also von Bedingungen, die es zu kennen UND zu erfüllen gilt. Ergebnisse sind nicht eine Folge von Arbeit - ein weit verbreiteter Irrglaube, der direkt ins selbst aufgestellte Hamsterrad führt. Aber darüber gibt es vielleicht demnächst einen separaten Blog-Beitrag.
Sei achtsam mit dir und deinen Gedanken über dich und deine Ergebnisse.
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