31.3.2024

Vorwürfe oder die Illusion, anders wäre es besser

Draußen ist Wetter. Ob es schön ist oder nicht, liegt im Auge der Betrachterin oder des Betrachters. Auf jeden Fall ist das Wetter für einen Spaziergang geeignet. Wäre ich mal direkt heute Morgen nach dem Aufstehen gegangen. Jetzt fehlt mir der Antrieb.

Vermutlich kennst du diese Gedanken auch, in denen du etwas bedauerst, das in der Vergangenheit liegt. Unabhängig davon, dass dieser Gedanke zu nichts führt, denn Geschehnisse in der Vergangenheit können wir nunmal nicht ändern, steckt dahinter aber noch etwas anderes: Ein Vorwurf - in meinem Bespiel des nicht unternommenen Sparziergangs gegen mich selbst.

Du erkennst Gedanken, die mit einem Vorwurf verbunden sind, an Worten wie „wäre“, „hätte“, „könnte“, „müsste“, „würde“ und „sollte“. „Wäre ich nur nicht über die Autobahn gefahren. Nun stehe ich im Stau.“ „Hätte ich bloß nicht meinen Job gewechselt. Arbeitgeber sind doch alle gleich.“ „Meine Partnerin sollte mich doch mittlerweile kennen. Sie weiß doch, dass mich das verletzt“.

Vorwürfe gegen dich oder andere zu haben, ist ungünstig. Sie basieren auf der irrigen Annahme, dass es anders besser wäre. Aber das wissen wir gar nicht. Vorwürfe ermöglichen uns keine neuen Handlungsoptionen für die Zukunft, und an der Vergangenheit ändern sie auch nichts. Die Verknüpfung von Vorwurf und Schuldsuche ist ebenfalls schnell hergestellt. Und dann ist es nicht mehr weit bis zum Opferstandpunkt. Was es mit Schuld auf sich hat, lies gerne in meinem Blog-Beitrag „Wer ist schuld“ vom 06.02.2024.

Die Vorwurfsspirale führt immer nach unten, geradewegs in Richtung Lebensresignation - von Glück und Erfüllung keine Spur. Aufgrund der Vorwürfe gegen dich selbst bist du sowieso schnell davon überzeugt, dass du Glück und Erfüllung gar nicht verdient hast.

Hier ein paar Hinweise für deinen Ausstieg aus der Vorwurfsspirale:

Stimme den Ereignissen in der Vergangenheit und den daraus entstandenen Ergebnissen zu. Es ist, wie es ist! Deshalb musst du es nicht gut finden. Ich weiß, dass das - je nach dem, worum es geht - nicht so einfach ist.
Werfe dir nicht dein Handeln oder Nichthandeln vor. Dahinter steckte eine für dich positive Absicht. Dein Verstand traf die Wahl zu deinem Schutz.
Das gleiche gilt auch für andere Menschen. Sie handeln ebenfalls in einer für sich positiven Absicht, also nicht gegen dich - auch wenn es sich so anfühlt.
Sei wachsam über deine Gedanken bezüglich deiner Vergangenheit und suche nach den vorstehend genannten Schlüsselwörtern.
Überlege dir, was du dir davon erhoffst, wenn du einen Vorwurf - egal, ob gegen dich oder andere - aufrechterhalten willst. Oder was willst du vermeiden? Das wäre dann sowas wie dein Gewinn.
Mache dir den Preis bewusst, den du dafür zahlst. Du versagst dir Glück und Erfüllung in deinem Leben.
Sei im Vertrauen darauf, dass dir Zustimmung neue Sichtweisen ermöglicht, dich neue Standpunkte einnehmen lässt, auf denen du neue Handlungsoptionen für dich entdeckst.
Übe dich in vorwurfsfreier Kommunikation mit anderen. Mache dir dafür die Absicht für das bevorstehende Gespräch bewusst. Willst du deine Vorwürfe vorbringen, lasse es besser sein. Es wird nichts ändern und deine Vorwürfe werden ggf. noch größer.
Entwerte dich nicht für die Vorwürfe, die du nicht so einfach aufgegeben kannst. Das wäre dann nämlich gleich ein neuer Vorwurf. Vorwürfe zu haben ist ein gängiges Muster, eine Überlebensstrategie unseres Verstandes. Du bist also nicht allein damit und musst dich auch nicht schlecht fühlen.
Verliebe dich in den Weg deiner persönlichen Weiterentwicklung, nicht in ein Ziel - womöglich noch von anderen als Erleuchtung verheißen. Es ist dein ganz persönlicher Prozess.
Vergleiche dich nicht mit anderen. Der Vergleich ist der größte Hemmschuh für Weiterentwicklung.
Sei stolz auf dich - auf jeden noch so kleinen Schritt. Stolz ist deine Wertschätzung an dich selbst. Du hast es verdient!

Ich wünsche dir viel Freude bei deiner persönlichen Weiterentwicklung.

"Ein Vorwurf basiert auf der irrigen Annahme, dass es anders besser wäre.“