13.5.2024

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold?

„Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“ Vielleicht kennst du diesen Satz, und vielleicht glaubst du auch, dass da etwas dran ist. Ich glaube nicht an das Konzept des Schweigens und komme auf dieses Thema, da ich in den letzten Tagen auf Social Media in unterschiedlichen Zusammenhängen genau diesen Satz gehört bzw. gelesen habe.

Einmal ging es um den Aufbau „deines Business“. Die Empfehlung lautete, nicht mit anderen über deine Ideen zu reden, sondern sie in die Tat umzusetzen. Ich leite ein mittelständisches Unternehmen und mache immer wieder die Erfahrung, dass wir die wirklich großartigen Ergebnisse in Kooperation mit anderen erschaffen, in Teamarbeit. Menschen machen sich Gedanken, kommunizieren darüber und kommen dann ins Handeln. Für mich ist das ein schlüssiger und ergebnisorientierter Prozess. Warum sollte das anders sein, wenn ich mich selbständig machen und mein eigenes Unternehmen aufbauen will? Falls du auch befürchtest, dir könne jemand deine Ideen stehlen, überlege, wie du darauf kommst. Im Standpunkt-Coaching nennen wir das den Mangelstandpunkt, verbunden mit Angst und Misstrauen - ungünstig für den Aufbau eines erfolgreichen Geschäftes.

Ein anderes Mal hat ein (weiblicher) Coach Frauen den Rat gegeben, in Partnerschaft nicht so viel zu reden, denn Männer würden nun mal nicht so viel reden. Der Ratschlag des Coach berücksichtigt einen kleinen, aber feinen biologischen Unterschied nicht. Frauen bauen über Kommunikation Nähe auf, denn sie schütten dabei vermehrt Oxytocin aus, zuständig für Liebe, Bindung und Vertrauen. Dieses urzeitliche System dient genauso der Arterhaltung wie das männliche Gegenstück dazu. Männer benötigen dafür Sex. Dass sich allein aus dieser Tatsache Konflikte ergeben, liegt wohl auf der Hand.

Frauen und Männer sind nicht gleich. Da verwechseln ein paar Menschen Gleichberechtigung mit Gleichheit. Es gibt keine Gleichheit zwischen Mann und Frau. Wir sind unterschiedlich - und das ist auch gut so. Aufgrund eines genetischen Unterschiedes hat die Frau auch andere Möglichkeiten in ihren Denkstrukturen. Während Männer sich darüber wundern, wo sie das nun wieder her holt, ist er in ihrer Bewertung vielleicht doch etwas einfach gestrickt oder einfach nur unwillig, ihr gedanklich zu folgen und mit ihr zu reden.

Natürlich hat der Coach Recht, dass das Zerreden eines Themas zu keiner Lösung führt. Insofern empfehle ich gerne, dass wir uns die Absicht für ein Gespräch klarmachen. Das gilt sowohl im beruflichen als auch im privaten Kontext. Was beabsichtige ich mit dem Gespräch? Will ich kritisieren, Vorwürfe loswerden, maßregeln, mich rechtfertigen? Will ich die andere Person durch meine gefühlige Kommunikation ins Unrecht setzen? Oder nutze ich ein Gespräch für die Lösung eines Problems, die Auflösung eines Konfliktes (bevor er zum Streit wird), den Austausch unterschiedlicher Standpunkte, für die gemeinsame Weiterentwicklung? Oder einfach nur, um dienlich zu sein, zuzuhören?

Verbundenheit mit anderen Menschen ist unser urzeitliches Grundbedürfnis, das vor allem in der Urzeit und sicherlich auch bis vor wenige hundert Jahre unser Überleben gesichert hat. Nur unsere Fähigkeit, zu kooperieren, hat unsere Art erhalten. Sonst wären wir sicherlich schon lange ausgestorben. Absichtsvolle Kommunikation schafft die Verbundenheit, die wir für ein glückliches und erfülltes Leben brauchen - auch oder gerade im Zeitalter der zunehmenden Individualisierung oder Vereinzelung, wie ich es gerne nenne.

Übe dich in absichtsvoller Kommunikation, egal, ob es um dein Business geht oder um Partnerschaft, Freundschaft oder generell der Begegnung mit anderen Menschen.

Lies gerne dazu auch die Blog-Beiträge "Unsere Stärke liegt in Verbundenheit" und "Wir ist das neue Ich".

"Die Absicht von gefühliger Kommunikation ist Manipulation.“