In unserem Unterbewusstsein sind auch unsere Rollenbilder gespeichert. Dort steht geschrieben, wie Mütter, Väter, Töchter, Söhne, Chefs, Bundestagsabgeordnete, Bankangestellte, Polizistinnen und Polizisten sind bzw. zu sein haben. Dieses Modell des Einsortierens von Menschen in Schubladen dient unserem Verstand als Hilfsmittel beim Bewerten anderer Menschen. Damit optimiert er seine Aufgabe, Situationen mit anderen Menschen schnellstmöglich beurteilen zu können, um uns zu schützen. In der Urzeit wären uns sicherlich keine Bundestagsabgeordneten begegnet, aber vielleicht ein fremder Mann mit Keule in der Hand, ein signifikanter Unterschied zu einem Mann mit leeren Händen.

Unsere grundlegenden Rollenbilder entstehen wie andere Überzeugungen auch in frühester Kindheit. Sie werden angereichert mit Erfahrungen, die wir selbst machen, sowie durch gesellschaftliche Sichtweisen. Durch unsere Rollenbilder haben wir nicht nur Erwartungen an andere, sondern wir wollen ihnen auch selbst gerecht werden - durchaus herausfordernd, wenn man z. B gleichzeitig Chef ist und selbst eine Chefin bzw. einen Chef hat. Auch unsere Rollenbilder sind uns nicht immer bewusst und beeinflussen unser Denken, Fühlen und Handeln.

Streng genommen machen wir Menschen durch das Überstülpen eines oder mehrerer Rollenbilder zu Objekten. Wir machen sie zu Objekten unserer Ziele und Absichten. Es ist nicht mehr der Mensch, das Subjekt, das vor uns steht und unseren Erwartungen entsprechen soll, sondern die Rolle. Eine gute Mutter macht das nicht und Führungskräfte sind auch keine Menschen, sondern Führungskräfte.

Die Zeit, unsere eigenen Rollenspiele zu erkennen, nehmen wir uns natürlich nicht. So einfach lässt uns unser Verstand da auch nicht hin, würden wir doch eventuell das - aus seiner Sicht - funktionale Schubladensystem in Frage stellen.

Wenn wir Menschen wieder als Subjekte - als Menschen - sehen, erkennen wir auch ihren Wert, unabhängig von den Rollen, die sie spielen. Das hat auch etwas mit (Menschen-)Würde zu tun.

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"Wir Menschen sind perfekt, nur unsere Absichten sind es nicht immer.“

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